The Maids
Ausserordentliche dramatische Begabung
…Bengtson erweist sich als ausserordentliche dramatische Begabung, weiss, dass die Bühne leise Töne nicht favorisiert, ganz zu schweigen von Ironie, Innerlichkeit und Diskretion. […] Berürungsängste mit artifiziellem Wienerischem Charme kennt er so wenig wie mit Zitaten drastisch-romantischer Filmmusik der dreissiger Jahre; gewissermassen dem klanglichen Pendant zur Kinowelt, in das sich die beiden Zofen beim blättern in alten Filmprogrammen oder in ihren bizarren Verkleidungsspielen flüchten.
Aber auch Bengtson, der seinen Stil ironisch als Sado-Modernismus bezeichnet hat, kennt die Musikgeschichte. Sein “Tristan-Akkord”, der das gesamte Werk strukturiert, setzt sich aus den Tönen e, f und h zusammen, und die drei Protagonisten mit ihren rituellen Demütigungen, in denen sich die Sehnsucht nach dem Höheren, erst als Spiel und schliesslich als Totentanz offenbart, werden durch Leitklänge präzise charakterisiert: Madame mit zwei Violinen im Oktavabstand, die Zofen mit Blechbläsern und (Kino-)Harmonium.
Es scheint, als haben nicht nur die beiden Zofen (stimmlich hervorragend Anna Eklund-Tarantino und Eva Pilat) in dieser von Peter Holm mit pompösem Lotterbett und schlampigem Strips-und-Straps-Outfit dekorierten und von Ragnar Lyth nonchalant inszenierten Spiel Gefallen an der Traumwelts Hollywoods gefunden. Peter Bengtson hat hier wohl seine eigene Vorliebe für die musikalischen Charakterisierungskünstler Kaliforniens auskomponiert; in erotischen Kantilenen und Mörder-duetten, hypnotischen Antiphonen und musikalischen Eskalationen, in denen die Koloraturen mit den Posen der Sänger in eins fallen.
[…] Die dramatisch schlüssigere, möglicherweise auch nur wirkungsvollere Charakterisierungskunst beherrscht Peter Bengtson.
- Wolfgang Sandner, Frankfurter Allgemeine
A strikingly individual voice The most brilliant chamber opera of the century